Endlich: Neue Ära im American Football in Deutschland
Die Nachricht schlug ein wie eine Bombe. Robert Huber tritt als Präsident des AFVD zurück und kommt somit einer Abwahl zuvor. Neuer Präsident des Gesamtverbandes ist Fuad Merdanovic.
Auf der Bundesversammlung des AFVD am 19. November in Frankfurt wird Robert Huber das Amt des AFVD-Präsidenten in neue Hände übergeben. Robert Huber war 1997 erstmals zum AFVD-Präsidenten gewählt worden und wurde seither bei allen Präsidiumswahlen für weitere Amtsperioden jeweils einstimmig im Amt bestätigt. Huber – auch Landesverbandspräsident in Hessen – wird in anderen Funktionen weiter für Football- und Cheerleading Deutschland arbeiten.
„Es gab als AFVD-Präsident schöne und sehr schöne Zeiten“, sagt Huber. „In dieser Funktion konnte ich viele wundervolle Menschen kennenlernen. Allen Mitstreiterinnen und Mitstreitern in AFVD, Landesverbänden, Gesamtvorstand, Ausschüssen, Ligaverbund, Vereinen, National- und Auswahlmannschaften meinen Dank für die tolle Unterstützung in dieser Zeit. Für den AFVD ist es gut, wenn es neue und andere Impulse gibt. Wir sind als amtierendes Präsidium sehr froh, dass sich ein neues Führungsteam gefunden hat, das sich die Aufgabe zutraut, und wünschen dem neu zu wählenden Präsidium eine erfolgreiche Hand. Zum Wohle von Football- und Cheerleading-Deutschland.“
Die Amtszeit von Robert Huber als AFVD-Präsident umfasst ein Vierteljahrhundert und war vor allem ab der Jahrtausendwende gekennzeichnet durch stetiges Mitgliedswachstum in den Vereinen, das dem Football- und Cheerleading-Verband in den zwei Jahrzehnten vor der Corona-Krise im jährlichen Durchschnitt mit Abstand die höchsten Zuwachsraten unter allen DOSB-Mitgliedsorganisationen bescherte. Nachdem die Mitgliederzahl deutscher Football- und Cheerleading-Vereine in den 90er Jahren bei oder unter 20.000 stagniert hatte, sind inzwischen über 70.000 Menschen in einem der AFVD-Vereine organisiert.
Die Zeit direkt vor Hubers Präsidentschaft war von Streitigkeiten der Landesverbände und finanziellen Schwierigkeiten des Bundesverbandes geprägt. Unter seiner Führung gelang die Wende zu konstruktiver Sacharbeit, die Ordnung der Verbandsfinanzen und so recht bald auch die Wiederaufstellung von Nationalmannschaften der Herren. Sämtliche Titelgewinne von deutschen Football-Nationalmannschaften fielen in die Amtszeit von Robert Huber. Die Männer holten 2005 Gold bei den World Games in Duisburg, die EM-Titel 2001 in Hanau, 2010 in Frankfurt und 2014 in Wien. Hinzu kamen zweimal dritte Plätze bei den Weltmeisterschaften 2003 in Hanau und 2007 in Kawasaki/Japan. Die Junioren wurden dreimal Europameister: 1998, 2000 und 2008. Während der Amtszeit Hubers wurden auch erstmals und seither regelmäßig AFVD-Nationalmannschaften der Frauen und im Flag Football zu Welt- und Europameisterschaften entsandt.
Die sportlichen Erfolge gingen Hand in Hand mit organisatorischen. Mit der Weltmeisterschaft 2003, dem Football-Turnier bei den World Games von 2005 sowie mehreren Europameisterschaften für Herren und Junioren profilierte sich der AFVD als gefragter Veranstalter für die internationalen Dachverbände. Cheerleading-Weltmeisterschaften wurden zweimal in Deutschland ausgetragen, 2009 in Bremen und 2015 in Berlin. Auch die Ausrichtung der German Bowls wurde während Hubers Amtszeit neu und mit stärkerem Einfluss des AFVD organisiert. 2018 gab es seit längerer Zeit wieder ein ausverkauftes AFVD-Meisterschaftsfinale in Berlin. Folgerichtig gab es den Umzug in das größere Stadion in Frankfurt, wo 2019 erstmals mehr als 20.000 Zuschauer zu einem German Bowl kamen, bei dem kein Team aus dem Bundesland des Finalortes teilnahm.
Eine völlig neue Dimension an Herausforderungen brachten die Jahre seit 2020 für Football- und Cheerleading-Deutschland. Der Ausbruch der Corona-Pandemie und die frühen Maßnahmen zu ihrer Bekämpfung trafen den organisierten Mannschaftssport heftig und American Football und Cheerleading im Besonderen, weil ein Wettkampfbetrieb im Sommer/Herbst nicht möglich war. Ein finanzieller Ausgleich war vom Bundestag ursprünglich nur für olympische Sportarten beschlossen worden. Erst nach intensiver Überzeugungsarbeit des von Robert Huber geleiteten AFVD-Präsidiums wurde die Regelung noch einmal geändert, so dass auch die Vereine bundesweiter Football-Ligen – entsprechend ihrer Bedeutung als Arbeitgeber und Event-Veranstalter – in 2020 und 2021 Finanzhilfen des Bundes erhalten konnten. So überstanden der AFVD und die Vereine das Krisenjahr finanziell glimpflich – und waren 2021 sofort bereit für den Neustart.
Der AFVD und ganz Football- und Cheerleading-Deutschland danken Robert Huber und seinen Vizepräsidenten für ihre langjährige, außergewöhnlich erfolgreiche Arbeit für den Bundesverband. Ihr Sachverstand wird in Zukunft in anderer Weise als bisher eingesetzt werden, um die Sportart American Football in Deutschland weiter nach vorn zu bringen.
Neues Präsidium gewählt
Die Bundesversammlung des AFVD hat am 19. November 2022 in Frankfurt ein neues Präsidium gewählt. Nötig wurde die Neuwahl außerhalb der regulären Wahlperiode, nachdem neun Landesverbände einen Abwahlantrag zur Bundesversammlung eingereicht hatten und daraufhin das Präsidium im Rahmen der Sitzung zurückgetreten ist. Das vollständig neu besetzte Präsidium bilden:
- Fuad Merdanovic als Präsident (Berlin-Brandenburg)
- Markus Würtele als Vize-Präsident Finanzen (Baden-Württemberg)
- Andreas Kegelmann (Nordrhein-Westfalen),
- Sebastian Berndt (Thüringen) und
- Marcel Krohn (Mecklenburg-Vorpommern)
Die Landesverbände bedanken sich für die Arbeit des alten Präsidiums, das Robert Huber seit 24 Jahren als Präsident angeführt hat, und hoffen, dass der Übergang schnell und geräuschlos vollzogen werden kann.
„Wir richten den Blick nach vorne und werden den endlich begonnenen offenen und konstruktiven Austausch auf Augenhöhe mit allen Landesverbänden weiterhin praktizieren“, so der neue Präsident Fuad Merdanovic. Ein Großteil der Landesverbände sowie viele Vereine und deren Mitglieder fühlten sich nicht mehr durch die Führung des AFVD repräsentiert. Der AFVD war im letzten Jahrzehnt zunehmend auf seinen Präsidenten reduziert worden. „Daher kann eine Veränderung nur mit neuen Akteuren glaubhaft gelingen,“ ist Vize-Präsident Andreas Kegelmann überzeugt.
Das neu gewählte Präsidium hat sich vorgenommen den AFVD zu modernisieren und die Abläufe im Verband transparenter zu gestalten. Es muss auch einiges aus der Vergangenheit aufgearbeitet und neu bewertet werden, damit das Vertrauen in die Arbeit des AFVD wieder hergestellt werden kann. „Wir sind uns sicher, dass wir nur so alle Landesverbände mit ihren Vereinen und Mitgliedern sowie zahlreiche Förderer und Partner, Freunde und Fans wieder an unsere Seite bekommen werden,“ ist Vize-Präsident Finanzen Markus Würtele überzeugt.
Wesentlich wird auch die Ausarbeitung einer Zukunftsstrategie, wohin sich der deutsche Football in den kommenden Jahren entwickeln soll. Dazu sind einige Aufgaben liegen geblieben, wie die Verhandlung und Ratifizierung eines Grundlagenvertrages mit dem GFL e.V., die es gilt, rasch umzusetzen. Die Landesverbände haben auf der Sitzung dem neugewählten Präsidium die volle Unterstützung zugesichert und den eingeschlagenen Weg mitzugehen. „Wir werden für alle Landesverbände und Vereine ein offene Ohr haben und uns um die Belange kümmern,“ so die beiden Vize-Präsidenten Marcel Krohn und Sebastian Berndt.
Eine Entscheidung steht bereits fest: Der Name des AFVD-Präsidenten soll nicht mehr auf dem offiziellen AFVD-Spielball stehen.
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