P.S. Ein Nachruf
Das Thema „Fans are Friends“ ist für viele Football-Fans seit vielen Jahren ein Begriff. Geprägt wurde es zu Zeiten der NFL Europe / World League, weil sich viele Fans untereinander vernetzten und eine Fan-Philosophie daraus kreierten, welche bis heute in der Szene in Teilen noch besteht.
Mit dem Aus der NFL Europe im Jahr 2007 gingen teilweise einige der Tugenden verloren. Geblieben sind jedoch einige Personen, die in den vorhandenen Vereinen die Fan-Betreuung im Zeichen dieses „FaF“ versucht haben, am Leben zu erhalten.
Nun sind es jedoch nicht nur aktive Fans, die ihr Netzwerk durch das Fans are Friends definieren. Viele Menschen mit gesundheitlichen Problemen, psychisch wie physisch zehren sehr viel Energie aus der American Football Szene in Deutschland und genau jene Philosophie. Der Zusammenhalt untereinander und das Stärken dieser Personen ist ein wichtiger Faktor im Leben dieser Menschen geworden, ja sogar eine Art von Abhängigkeit ist entstanden.
Als ich gestern vom Tod von Petra Stegenwalner gehört habe, ist mir diese Situation erneut sehr bewusst geworden, weil auch mir diese Szene in den Jahren viel Selbstvertrauen und Kraft gegeben hat. Petra war ein Teil davon, auch wenn der Kontakt seit Frankfurt Universe immer kleiner wurde.
Ich kenne Petra seit meinem zweiten Jahr als Fan von Rhein Fire. Ich war 2003 als einziger Fire-Fan in einem Galaxy-Bus nach Glasgow eingestiegen und hatte in diesem Jahr keine Ahnung, was Fans are Friends bedeutet. Es war die „Iron Tour“, eine Fahrt, auf der vieles schief ging, weil die Busfahrer eigentlich gar nicht wussten, wo das Ziel war.
Erst ein Jahr später lernte ich Petra kennen, die aus gesundheitlichen Gründen nicht zum World Bowl nach Schottland fahren konnte, jedoch aus eigenem Ehrgeiz die „Ironfans“ in Frankfurt gründete.
In den folgenden Jahren war es Petra, die neben ihrer Aktivität als Fankoordinatorin auch nicht davor zurückschreckte, Fans anderer Teams bei sich aufzunehmen (10 Personen in einer kleinen Bude waren keine Seltenheit) und sich um Probleme auch Abseits der Galaxy mit zu kümmern. Als das Aus der Liga bekannt wurde, war Sie es, die das Netzwerk ankurbelte und für erste Aktionen sorgte, wobei ich selber in Düsseldorf das Heft in die Hand nahm und gegen das Aus der Liga kämpfte.
Das ist mittlerweile 15 Jahre her. Viele Menschen vermissen diese Liga bis heute so sehr, dass die „Wiedergeburt“ der ELF ein wichtiger Faden wurde, um neuen Mut und neue Energie zu fassen. Das galt und gilt nicht nur für Petra. Der Rauswurf von Petra als Fankoordinatorin vor gut drei Wochen durch die Geschäftsführung der Galaxy wird mit ziemlicher Sicherheit ein Faktor gewesen sein, der auch zu ihrem Krankheitsverlauf beigetragen haben wird. Dabei würde es mich sehr wundern, wenn die Verantwortlichen der Franchise es nicht wussten, wie sehr Petra an dem Team und ihrer Aufgabe hing. Die Art und Weise, wie der Faden für Petra zerschnitten wurde ist daher weitaus schwerwiegender zu sehen, als es für viele Fans heute den Anschein haben wird.
Da ich von mehreren Personen weiß, die sich an diesen Sport klammern und sich bereits in einer psychischen Abhängigkeit befinden, sehe ich die Entwicklung in der ELF, der GFL und allgemein in dieser Szene immer kritischer. Die fehlende Professionalität und Seriosität in einigen Franchises bringen den American Football insgesamt in Gefahr.
Das fehlende Hinterfragen der Fans zu dieser Entwicklung und die mangelnde Kritikfähigkeit der handelnden Personen in den Ligen/Verbänden verstärken meine Sorgen, die ich seit Monaten versuche, zu erklären. Petra hat dies in ihrem „offenen Brief“ an die Galaxy-Geschäftsführung teilweise anklingen lassen.
Seid euch gewiss: Die ELF und auch die GFL lebt von den Fans, die den Sport annehmen und das „Produkt“ American Football am Leben hält. Solange jedoch ein Spalt zwischen einzelnen Verbänden/Organisationen dafür sorgt, dass dieses Produkt Schaden nimmt, werden auch die Fans auf Dauer das Vertrauen verlieren und dem Sport den Rücken kehren, was nach 2007 schon in einer größeren Dimension geschehen ist.
Eine Situation die nicht passieren darf.
In Gedenken an viele Fans und Macher dieser Szene, die nicht mehr unter uns sind. Nicht nur an Petra Stegenwalner.
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