Brandbrief des NRW-Verbandes zur ELF
Mit einem Statement zur aktuellen Situation haben wir euch unsere Sicht der Dinge in Bezug auf die European League of Football und den Vereinssport in NRW zusammengefasst.
Der AFCV NRW e.V. ist in Zusammenarbeit mit seinen Vereinen relativ unbeschadet durch die unwirkliche Sportzeit während der Pandemie gekommen. Im organisierten Sport unter unserem Dach gehen daher derzeit 83 Vereine mit mehr als 11.000 Mitgliedern im Cheerleading, Flagfootball und American Football ihrem Lieblingssport nach. Parallel zum organisierten Sport, ist in der deutschen bzw. europäischen Football-Landschaft ein neuer Liga-Anbieter aufgetaucht.
Nach ersten Planungen im Jahr 2020 nahm in diesem Frühjahr erstmals eine neue Liga, die „European League of Football“ (ELF) mit zunächst acht Gesellschaften einen Spielbetrieb auf. Darunter auch die „Cologne Centurions Footballteam Betriebs GmbH“ als bis dahin einziges Team mit Firmensitz in Nordrhein-Westfalen.
Während all unsere gemeinnützigen Vereine fest im gewachsenen deutschen Sportsystem, mit DOSB, Landesport- sowie Kreis- und Stadtsportbünden, verankert sind, handelt es sich bei der ELF um eine Liga bestehend aus reinen Wirtschaftsunternehmen. Im kommenden Jahr soll nach einer Liga-Erweiterung unter anderem mit „Rhein Fire“ aus Düsseldorf ein weiteres ELF-Team in NRW an den Start gehen.
Auch wenn wir alle den gleichen Sport betreiben, gibt es doch erhebliche Unterschiede.
Unsere Bewegung hat nach mehr als 40 Jahren einen festen Platz in der organisierten deutschen Sportlandschaft gefunden. Die Vereine unter dem Dach des AFCV NRW e.V. decken dabei alle Altersklassen ab und leisten ein umfangreiches Aus- und Weiterbildungsprogramm. Seit vielen Jahren können Athletinnen und Athleten ihrem Lieblingssport in einem zuverlässigen Ligabetrieb nachgehen. Mit hohem zeitlichen und finanziellen Aufwand sowie viel ehrenamtlichem Engagement sorgen die Vereine für das Grundgerüst des Sports und kommen damit vor allem auch im Kinder- und Jugendbereich einem wichtigen sozialen Auftrag nach.
Der Geschäftsbetrieb der ELF agiert hingegen außerhalb dieses Systems und rekrutiert seine Aktiven sowie sein Personal zu großen Teilen aus den Reihen der Vereine. Seien es Funktionäre, TrainerInnen, HelferInnen, SchiedsrichterInnen und allem voran natürlich Spieler. Zudem brauchen die ELF-Franchises Zugang zu den wenigen verfügbaren und bereits jetzt schon rar gesäten Trainings- und Spielflächen der Kommunen und konkurrieren damit direkt mit den Vereinen vor Ort.
Einer der größten Kritikpunkte derzeit ist aber wohl das Abwerben von Spielern aus den Vereinen. Denn ohne die von den etablierten Vereinen bestens ausgebildeten Athleten, wäre die ELF schlichtweg nicht existent. Als gewinnorientierter Wirtschaftsbetrieb bedient sich die ELF dabei marktwirtschaftlicher Prinzipien und setzt auf Angebot und Nachfrage. Es wird schließlich kein Spieler dazu gezwungen, aus einer Vereinsmannschaft in die ELF zu wechseln.
Dennoch schöpft die ELF den Rahm von der Milch, ohne jemals eine Kuh besessen, geschweige denn gefüttert zu haben. Gerade die leistungsorientierten Vereine verlieren dadurch teils in nicht unerheblicher Zahl Topspieler an die ELF und sehen dadurch zu Recht ihre Konkurrenzfähigkeit im organisierten Ligabetrieb (z.B. in den Football-Bundesligen) bedroht.
Bisher gibt es trotz vollmundiger Ankündigungen keinerlei Rückfluss von Leistungen durch die ELF in das Vereins- bzw. Sportsystem.
Trotz wiederholter Anfragen von unserer Seite, hat auch die Ligaleitung der ELF bisher keinerlei Gespräche mit uns geführt. Somit war noch nicht einmal die Chance gegeben, über eventuelle Synergien zu beraten. In den Pressemitteilungen der ELF-Teams und der Ligaführung ist immer wieder von „Trainerseminaren“ und hilfreichen Trainingsbesuchen von „Profi“-Spielern in den Vereinen die Rede. Stattgefunden hat so etwas unseres Wissens bisher nicht.
Die Durchführung von Fort- und Weiterbildungen gehört ebenfalls seit vielen Jahren zum Angebot der etablierten Sportverbände. Nicht selten wurden dafür bereits Coaches und andere Fachleute als Referenten eingeladen, die heute in Diensten der ELF-Teams stehen. Worin die Besonderheit liegen soll, wenn eben jene Coaches nun von der ELF in die Vereine geschickt werden sollen, erschließt sich uns nicht.
Auch die Aussage der Ligabetreiber, durch die (zugegebenermaßen sehr professionelle) Vermarktung des Football-Sports und die damit stetig wachsende Popularität würden den Vereinen neue Interessenten und Sportanfänger zugespielt, lässt sich bisher nicht mit Zahlen und Fakten belegen.
Mit Blick auf NRW konnten wir in den vergangenen Wochen und Monaten immerhin Gespräche mit Verantwortlichen der Cologne Centurions und Rhein Fire führen. Diese Treffen fanden in angenehmer und konstruktiver Atmosphäre statt. Die Ligaführung der ELF bleibt jedoch weiterhin äußerst passiv und geht auf keinerlei Gesprächsanfragen ein.
Müssten wir die aktuelle Situation bewerten, würden wir derzeit von einer Phase einer reinen Koexistenz sprechen. Von einer beiderseitigen Akzeptanz oder gar guten Ideen für eine sinnvolle Kooperation sind wir leider weiterhin ein ganzes Stück entfernt.
Für das Präsidium des AFCV NRW e.V.
Peter Springwald
Quelle: AFCV NRW e.V.
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